Holly – Stephen King

Das Buch Holly in der englischen AusgabeVor einigen Tagen erschien das neue Buch von Stephen King mit dem Titel „Holly – und ich war sehr skeptisch. Skeptisch deswegen, weil Holly als Side-Charakter in der „Bill-Hodges-Trilogie und „Der Outsider in nicht wirklich mein Lieblingscharakter war. Um ehrlich zu sein, ich fand sie hart zu ertragen. Und das ist sehr vorsichtig ausgedrückt.

Vielleicht war ich deswegen doch recht positiv überrascht von dem Buch. Denn es gefiel mir ziemlich schnell.

Der Anfang ist fasch untypisch, denn wir überspringen das Kennenlernen des Ortes und der meisten Charaktere – wozu sollte King  uns, die er „Constant Readers“ nennt, auch mit Holly und ihren Freunden bekannt machen. Statt dessen sind wir mittendrin, wenn die erste Entführung stattfindet. Oder zumindest die Erste, die wir erleben.

Und von da an geht es ziemlich stringent in Richtung Höhepunkt der Geschichte, in einem soliden Thriller mit vielen Suspense-Momenten.

Die Schwächen des Buches sind Holly (Ich.Mag.Sie.Nicht.), vor allem aber einige notwendige Stellen an denen man sich fragt ob die Protagonisten wirklich nicht verstehen, was um sie herum passiert. Vielleicht passiert das, weil wir als Beobachter mehr wissen, als unsere Helden. Ich fand trotzdem, dass sie sich an einigen Stellen dümmer angestellt haben, als nötig.

Das tut der Geschichte aber eigentlich keinen Abbruch. Sie hat sogar, wieder fast schon untypisch für King, ein ziemlich solides Ende. Frei von Überraschungen und, wie die gesamte Story, frei von zu viel Blut und jeder Art von Monster oder Übernatürlichem.

Wobei… vielleicht gibt es in dem Buch doch Monster. Denn nicht das erste Mal zeigt King mit seinem Buch eindrucksvoll, dass es schwer ist sich ein Monster auszudenken, dass grausamer ist, als es der Mensch sein kann.

Mein Fazit: Eine sehr solide Story, vor allem für Menschen die sich gerne ohne Monster und Aliens gruseln und einer spannenden Geschichte hingeben.

Und noch etwas ist bemerkenswert: Immer, wenn ich alte Bücher von King lese, habe ich das Gefühl die Geschichte erleben zu dürfen. Was für die Menschen von Bedeutung war. Weil seine Bücher über so viele Jahrzehnte Bestand haben.

Das führt zu einer spannenden Frage: Was denken zukünftige Generationen, wenn sie in den Büchern von Heute über Trump, iPhones und Corona lesen? Werden sie verstehen und fühlen können wie wir uns gerade fühlen und kann ich nachempfinden wie sich die Menschen in den alten Büchern von ihm fühlten?

Das er Trump hasst, wissen wir von Twitter. Das Twitter aber eine zentrale Rolle in Holly spielt, ist dann doch spannend. Vor allem, weil das das Twitter ist, nicht X. Was wiederum die Frage aufwirft, ob wir in den kommenden Büchern hier einen Umschwung erleben werden? Die beidne noch erscheinenden Bücher in 2024 werden ja vermutlich noch vor X entstanden sein. Und dieser leichte Zeitversatz ist schon… spannend 🙂

Interessant finde ich auch, wie er mit rassistisch geprägter Polizeigewalt umgeht. Das er die thematisiert zeigt, was für ein Thema das in den USA ist. Was wiederum zukünftige Leser hoffentlich mit einem Kopfschütteln lesen, weil das für sie kein Thema mehr ist und sie sich denken, was für dunkle Zeiten die 2020er gewesen sein müssen.

Und ist das nicht irre?

Denkt mal darüber nach, was die Menschen in 30 oder 50 Jahren über unsere Zeit heute denken, sagen und schreiben werden. Wollten wir nicht alles besser machen?

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