Fairy Tale – Stephen King

Buchcover der deutschen Ausgabe von Fairy TaleFairy Tale.

Ein Märchen.

Von Stephen King.

Passt das zusammen? Kann der „Meister des Horrors“ tatsächlich ein Märchen schreiben?

Wir wollen es gemeinsam herausfinden. Damit der Beitrag hier sich ausschließlich auf das Buch beziehen kann, hab ich die Frage des Preises ja bereits beantwortet. Kommen wir also zum Inhalt:

Der siebzehnjährige Charlie Reade hat kein leichtes Leben. Seine Mutter starb, als er drei war, und sein Vater ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages offenbart ihm der von allen gemiedene mysteriöse Nachbar auf dem Sterbebett ein Geheimnis, das Charlie schließlich auf eine abenteuerliche Reise in eine andere, fremde Welt führt. Dort treiben mächtige Kreaturen ihr Unwesen. Die unterdrückten Einwohner sehen in Charlie ihren Retter. Aber dazu muss er erst die Prinzessin, die rechtmäßige Gebieterin des fantastischen Märchenreichs, von ihrem grausamen Leiden befreien.

Bzw. die englische Version:

Charlie Reade looks like a regular high school kid, great at baseball and football, a decent student. But he carries a heavy load. His mom was killed in a hit-and-run accident when he was seven, and grief drove his dad to drink. Charlie learned how to take care of himself—and his dad. When Charlie is seventeen, he meets a dog named Radar and her aging master, Howard Bowditch, a recluse in a big house at the top of a big hill, with a locked shed in the backyard. Sometimes strange sounds emerge from it.

Charlie starts doing jobs for Mr. Bowditch and loses his heart to Radar. Then, when Bowditch dies, he leaves Charlie a cassette tape telling a story no one would believe. What Bowditch knows, and has kept secret all his long life, is that inside the shed is a portal to another world.

Ok. Wir wissen also schon mal den Namen des Protagonisten, Charlie, und aus der englischen Beschreibung, dass der Tod sein alter Freund ist. Der deutsche Klappentext lügt übrigens, es ist natürlich nicht das Sterbebett 😉

Wie wir das von King gewohnt sind, beginnt er damit, uns in die Umgebung und Charaktere einzuführen. Das ist bei Fairy Tale besonders gelungen, weil wir bis auf den Hund Radar all die anderen über eine weite Strecke oder gar nicht mehr zu Gesicht bekommen werden, wenn die eigentliche Story beginnt. Da hat man sich gerade dran gewöhnt…

Wenn dann aber die eigentliche Geschichte beginnt, vergisst man erstaunlich schnell, dass es ein King-Roman ist. Es ist eher… ein Mash-Up aus durchaus bekannten Märchen, unbekannten Geschichten und, was mir besonders gefallen hat, Anspielungen auf die Popkultur. Das ist ja etwas, was ich bei King ohnehin mag: Seine Bücher sind auch immer Zeugnis einer Geschichte, wer wissen will was vor 40 Jahren für Autos gefahren wurden und heute für Handys benutzt werden, der erfährt es in den Geschichten. Und auch welche Bücher, Filme und Serien King beeinflußt haben. War es gegen Ende des Dunklen Turms zunehmend Harry Potter, so finden wir in Fairy Tale starke Bezüge zu einer Mischung aus „The Hunger Games und „Ready Player One. Halt nur in einem mystischen, fast mittelalterlichen Setting mit leichten Einschlägen aus dem hier und heute. Ich weiß wie komisch sich das anhört, aber man sollte es einfach auf sich wirken lassen.

Der eigentliche Plot ist dann doch relativ King-a-like und macht es einfach, sich in der Geschichte um Charlie, Radar und die Welt unter unserer Welt zu verlieren. Der Spannungsbogen ist sorgsam aufgebaut und endet schließlich in dem finalen Kampf zwischen Gut und Böse. So wie man ihn im Märchen erwartet.

Gibt es einen Kritik-Punkt?

Ja, den gibt es. Wie so oft kann King keine Enden. Bzw. wie in anderen Büchern gibt es ein optimales Ende, einen Zeitpunkt an dem die Geschichte würdig enden kann und auserzählt ist. Leider belässt der Meister es nicht dabei, sondern versucht noch das am Anfang versprochene Happy End anzuhängen. Das ist nicht so schlecht wie man es schon mal erlebt hat. Es ist aber halt auch nicht gut, weil es ein künstliches Ende am Ende des natürlichen Endes ist. Wobei die Idee eines natürlichen Endes eines Märchens… aber gut, lassen wir das.

Insgesamt ist Fairy Tale ein ziemlich gutes Buch. Für King-Fans ohnehin, keine Frage. Aber eben auch für Menschen die keine innige Beziehung zu ihm haben oder vielleicht noch nie etwas von ihm gelesen haben. Eigentlich kann jede und jeder dieses Buch lesen, der gerne fantastische Welten bereist.

Und lasst Euch von dem Super-Mario-gefasel des deutschen Klappentextes nicht ablenken 😉

 

P.S: Habt Ihr auch das Gefühl, dass der dt. Klappentext in einer sehr einfachen Sprache gehalten ist? So als würde man den Leser*innen keine komplexen Sätze zutrauen?

 

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