The End of Reality

 

Vor gar nicht so langer Zeit, habe ich das Buch „Move Fast and Break Things“ von Jonathan Taplin gelesen. Dabei habe ich gesehen, dass es noch ein weiteres, spannend klingendes, Buch gibt: „The End of Reality – einem Buch, dass sich mehr oder weniger exklusiv vier Superreichen widmet: Peter Thiel, Mark Zuckerberg, Marc Andreesen und Elon Musk.

A brilliant takedown and exposé of the great con job of the twenty-first centurythe metaverse, crypto, space travel, transhumanismbeing sold by four billionaires (Peter Thiel, Mark Zuckerberg, Marc Andreesen, Elon Musk), leading to the degeneration and bankruptcy of our society.

At a time when the crises of income inequality, climate, and democracy are compounding to create epic wealth disparity and the prospect of a second American civil war, four billionaires are hyping schemes that are designed to divert our attention away from issues that really matter. Each scheme—the metaverse, cryptocurrency, space travel, and transhumanism—is an existential threat in moral, political, and economic terms.

In The End of Reality¸ Jonathan Taplin provides perceptive insight into the personal backgrounds and cultural power of these billionaires—Peter Thiel, Elon Musk, Mark Zuckerberg, and Marc Andreesen (“The Four”) —and shows how their tech monopolies have brought middle-class wage stagnation, the hollowing out of many American towns, a radical increase in income inequality, and unbounded public acrimony. Meanwhile, the enormous amount of taxpayer money to be funneled into the dystopian ventures of „The Four,“ the benefits of which will accrue to billionaires, exacerbate these disturbing trends.

The End of Reality is both scathing critique and reform agenda that replaces the warped worldview of „The Four“ with a vision of regenerative economics that seeks to build a sustainable society with healthy growth and full employment.

Das Buch ist dabei durchaus brillant. Man kann es als Fortsetzung sehen, muss es aber nicht. Und ich möchte so weit gehen zu sagen, dass „The End of Reality“ zu den wichtigsten Büchern der 2020er Jahre gehört.

Das mache ich für mich daran fest, dass Taplin sehr genau beschreibt, vor allem aber analysiert, was eigentlich die Fernziele von Musks Idee der Flucht auf den Mars und Zuckerbergs Meta-Versum als Flucht vor einer immer trostloseren Realität sind. Welchen Einfluss dabei das Vermögen der im Buch genannten vier Milliardäre auf die US-Politik nimmt und warum es für sie so wichtig war, dass Trump auf jeden Fall die Wahl gewinnt. Im wahrsten Sinne des Wortes: Koste es, was es wolle.

Denn es wird klar, dass Musk sehr viel Geld vom Staat braucht, um seine fixe Idee von einer Kolonialisierung des Mars zu ermöglichen. Während Zuckerberg deutliche gesetzliche Vereinfachungen braucht, um die Menschen in Zukunft den Großteil des Tages im Meta-Versum festhalten  zu können und um sie immer invasiver mit hoch individualisierter Werbung zu bedienen.

Es wäre aber viel zu kurz gegriffen anzunehmen, dass das alles wäre was das Buch kann: Über Milliardäre schimpfen.

Statt dessen zieht Taplin einen großen Kreis und berührt damit auch Themen, die im Buch „NEXUS: Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz von Harari angesprochen werden, wenn es um die Bedeutung von Wahrheit und deren Unterordnung unter die Macht geht. Oder ebenso Nawalny in seiner Biografie „Patriot„, wenn es um eine neue Generation von Oligarchen geht.

Dabei schafft es Taplin, verständlich Wirtschaft und Politik zusammen zu führen. Wenn er zum Beispiel erklärt, wie die kulturelle Entwicklung, die Gamestock möglich machte, letztlich dazu führte, J. D. Vance an die Macht zu bringen.

Und wie für einige wenige, super reiche und einflussreiche, Menschen Politik dabei immer mehr zu einem Spiel wird. Unterstützt aber durch eine kulturelle, schleichende Verschiebung von Werten, wie sie z. B. durch das Marvel-Universum im Kino vorangetrieben wird.

Als eine der Ursachen arbeitet er dabei heraus, dass es keine positive Freiheit im Denken mehr gibt. Was ist Freiheit, wie ist Freiheit definiert und erlebbar, wie sollen wir unsere Freiheiten nutzen? Das wiederum führt in seiner logischen Argumentation dazu, dass man (hier verweist er gerne auf MAGA) dem folgen möchte, der Abenteuer verspricht. Quasi als Ergebnis der täglich erlebten Wut und einer, durch die sozialen Medien geprägten, vollkommen falschen Vorstellung der realen Welt.

Er beschreibt dann, wie große, multinationale Konzerne versuchen, Staaten immer mehr abzuschaffen. Wie Unternehmen Regierungen ersetzen sollen und wie dabei der Faschismus zurückkehrt.

Dabei wird der Leser oder die Leserin immer stärker vor eine Wahl gestellt. Soll unsere Gesellschaft von Technokraten definiert werden, die Technik und persönlichen Reichtum in den Vordergrund stellen. Oder entscheiden wir uns für eine soziale Demokratie, die den Menschen in den Vordergrund stellt?

Es ist dann auch kein Geheimnis, dass Taplin Republikaner und allgemein Konservative für Träumer hält, die den Bezug zur Realität verlieren. Er warnt zugleich aber davor, dass es an uns ist, die Realität und die Menschlichkeit hoch zu halten und zu verteidigen, wollen wir nicht in einem autoritären System aufwachen.

Allerdings sieht er auch positive Beispiele, wie die Regulierungsbemühungen der EU, die große IT-Unternehmen für Desinformationen haftbar machen will und Monopole zerschlagen. In der auch erste Stimmen laut werden, die eine regenerative Ökonomie fordern.

Screenshot vom 08.12.2024, URL: https://www.gq.com/story/nike-tom-sachs-general-purpose-shoe
Aus der Nike-Werbung für den langweiligsten Sneaker
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Seine Forderung am Ende ist, dass wir aufwachen müssen und dem Ende der Realität entgegen wirken. Das ist bei uns in sofern problematisch, als das in den letzten Jahren von Quer-, Leer- und Rechtsdenkern gefordert wurde, auf zu wachen und die wirklichen Skandale zu erkennen.

Allerdings begründet das Taplin sehr gut und wettert eben nicht gegen Regierungen und parlamentarische und demokratische Systeme. Sondern er fordert uns auf, diese zu stärken und zu schützen.

Was dann letztlich auch zu einem positiven Ende führt, weil Taplin aufzeigt, welche Möglichkeiten wir (noch) haben, Wirtschaft und Politik auf einem Kurs des Humanismus zu halten. Und er zeigt auch auf, wo es klare Verbesserungen schon heute zu erleben gibt. Wie bei Nike mit dem langweiligsten Schuh aller Zeiten.

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