Später (Later)

„Bedauerlicher Weise“ musste ich mein aktuelles Leseprojekt bei Seite legen, denn von Stephen King kam ein neues Buch auf den Markt. Und man muss halt Prioritäten setzen. Und so kam „Later (Deutsch: „Später) in die Hand, der Hintern auf das Sofa und in Rekordzeit war das Buch zu Ende.

Dieses Buch vereint übrigens eine Menge von dem, was ich an den Verlagen hasse.

Das englische Buch gibt es nur als Taschenbuch, da es keine Buchpreisbindung gibt kostet es aktuell ca. 11€.

Das deutsche Buch kommt als „Hardcover“ her, enthält aber natürlich nicht mehr Text. Kostet dafür genau das doppelte, also 22€. Unverschämt und dank Buchpreisbindung überall.

Das Hörbuch kostet im Deutschen 17,99€ und im Englischen 27,91€. Es sei denn man hört es bei Audible, da sind es 9,99€. Ich hasse sowas.

Ach ja, es gibt natürlich auch ein englisches Hardcover. Limited Edition für 50$ plus Versand (35$) oder für 120$ plus Versand (35$). Das wird aber erst ab dem 30.03. versendet, vermutlich erhalte ich es Mitte April. Und nächste Woche an dieser Stelle: warum kaufen so wenige Leute Bücher?

So, genug aufgeregt. Kommen wir zum Buch 😉

Jamie Conklin wirkt wie ein normaler neunjähriger Junge. Seinen Vater kennt er nicht, seiner Mutter Tia, einer Literaturagentin, steht er sehr nahe. Die beiden haben ein Geheimnis: Jamie kann mit den Geistern kürzlich Verstorbener reden. Und sie müssen all seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Tia hat sich gerade aus großer finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner Bestsellersaga bleibt unvollendet – wäre da nicht Jamies Gabe … Die beiden treten eine Reihe unabsehbarer Ereignisse los, und schließlich geht es um, nun ja, Leben und Tod.

Wie so oft lässt der Klappentext erkenne, dass der oder die Autor*in nicht so ganz verstanden hat, worum es eigentlich geht. Ich meine ja, es geht um Jamie und auch um das Buch und ja, er kann tote Menschen sehen. Dabei ist die Besteller-Saga nur ein Baustein der Geschichte. Deswegen wie so oft, hier der englische Klappentext:

The son of a struggling single mother, Jamie Conklin just wants an ordinary childhood. But Jamie is no ordinary child. Born with an unnatural ability his mom urges him to keep secret, Jamie can see what no one else can see and learn what no one else can learn. But the cost of using this ability is higher than Jamie can imagine—as he discovers when an NYPD detective draws him into the pursuit of a killer who has threatened to strike from beyond the grave.

Das Buch ist feinster Psycho-Thriller. Wie man es von King gewohnt ist, baut er die Story sehr langsam auf. Jamie ist ein netter Junge, der sich seiner Gabe bewußt ist („Nein, nicht wie in Sixth Sense!“) und lieber drauf verzichten würden.

Und ja, er würde auch gerne darauf verzichten, dass die Firma seiner Mutter im Zuge der Finanzkrise pleite geht. Er würde gerne auf die schwere Erkrankung seines Onkels verzichten. Auf den Streit seiner Mutter mit Ihrer Lebensgefährtin. Er würde auf so vieles verzichten und einfach erwachsen werden wollen.

Da das nicht geht, nimmt er uns mit auf eine Reise durch sein Erwachsen werden. Das ziemlich genau so ist wie bei jedem anderen jungen Menschen und ziemlich genau so wie bei keinem anderen jungen Menschen. Wie spricht man ein Mädchen an, welche Klamotten trägt man, wenn man cool ist und warum sitzt da ein toter Mann und redet mit mir. Was ist der Wert von Freundschaft, was bedeutet Vertrauen und wie fühlt es sich an, von Menschen denen man bedingungslos vertrauen möchte, verraten zu werden?

Die Geschichte macht unheimlich Spaß zu lesen und man nimmt es Jamie kein bisschen übel, dass er den Leser und die Leserin immer wieder bittet zu warten. Denn manche Dinge muss man in der richtigen Reihenfolge erzählen und manches passiert… „Später“.

Der Titel des Buches ist gleichzeitig ein raffinierter Trick, den Stephen King anwendet um die Geschichte zu dem zu machen, was sie ist. Und als Meister der Bücher ohne gutes Ende muss man hier sagen, dass das Buch tatsächlich ein gutes Ende hat. Weil es nämlich auf die einzige Art und Weise endet, auf die es enden kann – wenn man das Gefühl haben möchte, dass die Geschichte sich vielleicht wirklich so zugetragen haben könnte. Und könnte sie das?

Stephen King greift mehrfach in dem Buch wieder das aktuelle Zeitgeschehen und die Technik stand Heute auf. Und ja, korrupte Cops sind derzeit in den USA ein Thema und ist es da verwunderlich, dass Jamies „Gegenspieler“ ein korrupter Cop ist?

Und hier kommen wir wieder zu „Horror braucht Monster“. In Later gibt es mehrere Monster und nicht alle davon sind geisterhafte Erscheinungen gestorbener Menschen. Ein Mal mehr muss man am Ende die Frage stellen, ob die Lebenden nicht vielleicht schlimmer sind.

Mein Fazit:

Ein absolut gelungenes Buch, dass ich schlichtweg verschlungen habe. Ich habe die Papierversion mit dem englischen Audiobook verbunden und fand das Seth Numrich eine sehr gute Wahl war. Das deutsche Hörbuch wird einmal mehr von David Nathan gelesen, der für viele ja „der“ Stephen King – Leser ist. Und wer genau aufpasst, findet auch die eine oder andere Anspielung auf ein anderes Buch. Und nein, nicht das des Revolvermann 😉

Ich würde sagen, auf meiner 5 Sterne-Skala eine solide 4,5.

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