Serien: Gestern, Heute, Morgen
Vergangene Nacht, als ich auf dem Sofa saß, hatte ich einen merkwürdigen Gedanken: Was ist eigentlich mit Fernsehserien passiert.
Als Kind der 80er war ich eigentlich schon immer ein Serien-Junkie: A-Team, Knightrider, Airwolf und ein Trio mit 4 Fäusten oder ein Colt für alle Fälle, um nur ein paar zu nennen. Ich mochte die Vorhersehbarkeit, die Regelmäßigkeit.
Dem schloss sich eine Zeit an, in der ich überhaupt kein TV geschaut habe. Nicht mal besessen habe. Lineares TV war nicht mehr meines. Zu viel Trash, zu viel Werbung und zu viel Vorbestimmung.
Als dann Netflix auf dem Schirm erschien, änderte sich das natürlich. Ich war sofort großer Fan, weil Bezahlbar, den Rhythmus bestimme ich und überhaupt. Und mit Netflix begann meiner Meinung nach auch das zweite goldene Alter für Serien: House of Cards, The Expanse, Westworld.
Ich mochte das Prinzip, weil Serien einfach so viel mehr Zeit haben, Geschichten zu erzählen, als Filme. Aber über die Jahre hat sich etwas verändert und in letzter Zeit fällt es mir immer schwerer in Serien einzusteigen, die gerade gelobt werden. Foundation? Zwei mal begonnen und zwei mal abgebrochen. Dune: Prophecy? Oh mei, ich weiß nicht.
Verstanden habe ich das nicht. Bis ich gestern nach dir dritte Folge „Star Trek Strange New World„
in Folge angemacht habe. Eine geht noch, ihr kennt das.
Das war komisch. Denn eigentlich bin ich klassisch TNG-geprägt und selbst Picard konnte ich nur mit Anstrengung genießen. Und Strange New World? Ich meine, da sah die Enterprise ja sogar in TNG realistischer aus.
Aber.
Strange New Worlds hat etwas gemacht, dass Serien schon lange nicht mehr machen: Eine Folge, eine Story. Ein Planet, ein Problem, eine Lösung. Das Muster, das die Serien in den 80ern so populär gemacht hat. Denn selten gab es mal eine Doppelfolge, fast immer hieß es: Eine Herausforderung, eine Lösung, ein Ende. Die Charaktere wuchsen im Laufe der Zeit an ihren Erfahrungen. Manchmal gab es, so wie bei SG-1 einen größeren Rahmen. Aber jede Folge hatte einen Storybogen.
Das ist heute bei den großen Serien nicht mehr so. Sie sind fantastisch produziert, aber jede Folge ist ein Cliffhanger, alles läuft auf das große Staffelfinale hinaus – das wiederum ein Cliffhanger ist und dann dauert es 1-2 Jahre bis die nächste Staffel kommt. Es gibt in keiner Folge und keiner Staffel ein befriedigendes Ende.
Ein befriedigendes Ende hat, wenn überhaupt eh nur Breaking Bad
geschafft. Aber halt auch erst nach 50 Stunden.
Nicht, dass wir uns missverstehen: Breaking Bad ist ein Beispiel dafür, dass es unfassbar gute Serien gibt. Wie halt auch House of Cards oder Westworld.
Aber sie sind halt auch Teil des Problems.
Denn was ich gestern Abend realisiert habe: Ich möchte mal wieder Serien schauen, bei denen ich nicht die nächste Folge gucke um zu erfahren wie es weiter geht (und dann meist enttäuscht bin).
Ich möchte die nächste Folge schauen, weil ich eine neue Story sehen möchte. Und weil ich am Ende der Folge befriedigt sein möchte.
Und genau das macht Star Trek Strange New Worlds wieder.
Irgendwie witzig, dass ich eine neue Serie gebraucht habe, zu verstehen, warum die Serien in letzter Zeit nicht mehr so gut gewirkt haben. Ich hatte nicht den gedanklichen Raum für lange Geschichten, sondern Bedarf nach Unterhaltung.
Und vielleicht sollten Serien wieder mehr kurzweilige Unterhaltung lernen?
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