Napoleon
Wochenende ist Kinozeit und so war ich Donnerstag im UCI in Duisburg und habe mir „Napoleon“ angesehen – von Ridley Scott und mit Joaquin Phoenix.
Der Film ist deutlich über 2 1/2 Stunden lang und ist… ich sag mal eigenwillig. Natürlich ist er auf höchstem Niveau produziert und trotzdem ist er nicht Fisch und nicht Fleich.
Für ein historisches „Bio-Pic“ wird viel zu viel ausgelassen. Es wird nicht erklärt, wie ein Soldat von Korsika, die damals keinen guten Ruf hatten, überhaupt in die Position kommen konnte, in der Napoleon war, wenn der Film beginnt. Es wird überhaupt nicht klar, war er welche Schlacht wie geführt hat und die einzelnen Segmente, z. B. die Agyptische Expition sind kontextlos und kurz oder finden, wie z. B. die Schlacht um Dresden gar keine Erwähnung.
Statt dessen konzentriert sich der Film auf ungesunde Weise auf seine Beziehung zu Josephine und macht dabei den Kardinalfehler, Leonardo Di Caprio zu imitieren. Denn wenn Ihr dessen Filme seht, fällt Euch vielleicht auf, dass er in jedem Film (oder fast jedem) wegen einer Frau leidet, innerlich zerissen ist und so weiter.
Völlig unter geht dabei z. B. wie sich die Bündnisse im damaligen Europa schmiedeten und trennten. Man verliert völlig den Überblick, man weiß nur, dass im Grunde alle gegen die Engländer waren.
Jetzt könnte man sagen: Gut, ist halt keine Geschichtslehrstunde, sondern Unterhaltung. Für einen reinen Entertainment-Film ist Napoleon aber viel zu lang. Und ich meine VIEL zu lang. Da hätte man auf vieles verzichten können und seine persönlichen Geschichten viel stärker dramatisieren können. Hat man aber nicht. Im Gegenteil, so ist z. B. seine zweite Frau, mit der er dann ja einen Sohn hatte, praktisch nur in einer Szene zu sehen. Um dann nie wieder aufzutauchen.
Ich glaube, dieses sich nicht entscheiden können ob man eine dramatische und tragische Liebesgeschichte erzählen möchte oder eine historische Figur portraitieren, hat den Film letztlich getötet.
Was sehr schade ist. Aber eben auch zeigt, dass Hollywood jeden Mut verloren hat, Filme zu produzieren die nicht deswegen schlecht sein müssen, weil sie einfach versuchen, allen zu gefallen. Und so ist auch Napoleon ein kleinster gemeinsamer Nenner, den ich schon in wenigen Tagen wieder vergessen haben werde.
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