Move Fast and Break Things

Umschlag des Buches "Move Fast and Break Things"
Umschlag des Buches „Move Fast and Break Things“

Manchmal packe ich Bücher, die sich irgendwie interessant lesen, auf meine Playlist bei Audible. Mit niedriger Priorität, wenn halt mal Zeit ist.

Eines dieser Bücher war „Move Fast an Break Thing“ von Jonathan Taplin. Das schon während ich es gehört habe, auch als Hardcover in mein Regal einziehen durfte. Und das wiederum ist sowas wie ein Ritterschlag für ein Buch – wenn ich es nicht nur höre, sondern auch in anfassbar haben will.

Google. Amazon. Facebook. The modern world is defined by vast digital monopolies turning ever-larger profits. Those of us who consume the content that feeds them are farmed for the purposes of being sold ever more products and advertising. Those that create the content – the artists, writers and musicians – are finding they can no longer survive in this unforgiving economic landscape.

But it didn’t have to be this way.

In Move Fast and Break Things, Jonathan Taplin offers a succinct and powerful history of how online life began to be shaped around the values of the entrepreneurs like Peter Thiel and Larry Page who founded these all-powerful companies. Their unprecedented growth came at the heavy cost of tolerating piracy of books, music and film, while at the same time promoting opaque business practices and subordinating the privacy of individual users to create the surveillance marketing monoculture in which we now live.

It is the story of a massive reallocation of revenue in which $50 billion a year has moved from the creators and owners of content to the monopoly platforms. With this reallocation of money comes a shift in power. Google, Facebook and Amazon now enjoy political power on par with Big Oil and Big Pharma, which in part explains how such a tremendous shift in revenues from creators to platforms could have been achieved and why it has gone unchallenged for so long.

And if you think that’s got nothing to do with you, their next move is to come after your jobs.
Move Fast and Break Things is a call to arms, to say that is enough is enough and to demand that we do everything in our power to create a different future.

Wem das Thema irgendwie bekannt vorkommt: Das liegt daran, dass ich vor einer Weile „The Four“ gelesen und gebloggt habe. Und dort war das Thema ja auch Google, Amazon und Facebook.

Taplin wählt allerdings einen anderen Weg als Galloway und stellt nicht die reine Wirtschaftmacht in den Vordergrund, die durch dispruptives Denken und disruptive Technik erreicht wurde.

Vielmehr stellt er das alles in einen größeren, auch wirtschaftspolitischen Raum, der letztlich bei den Koch-Brüdern anfängt, deren familiäre Verquickung mit den Nazis und bei einer „Libertären“ Politik endet, der man sich in den USA kaum entziehen kann.

Das klingt erst mal reißerisch. Die Art in der Taplin aber die einzelnen Sachverhalte zusammenführt, also wie Öl-Tycoone politischen Einfluss schaffen, der letztlich Karrieren wie die von Larry Page oder Jeff Bezos überhaupt möglich machten und Konzernen halfen, mehr politischen Einfluss zu nehmen, als man sich vorstellen kann, ist wahnsinnig spannend. Welche Auswirkungen das dann zum Beispiel auf Kampagnen gegen Datenschutz, aber auch gegen Klimaschutz(!) hat, mit welchen harten Bandagen gekämpft wird und wie dabei im übertragenen Sinne auch über Leichen gegangen wird.

So spannend, dass ich mich gelegentlich dabei ertappt habe, bestimmte Dinge bei Google (ups…) zu suchen und noch ein wenig mehr darüber zu erfahren.

Dabei vermeidet der Autor, das Buch in eine dystopische Prognose abgleiten zu lassen. Er bewertet wenig die Zukunft, auch wenn Trumps (erster) Präsidentschafts-Wahlkampf eine Rolle spielt. Vielmehr ist das Buch in einer Art geschrieben, dass man immer wieder denkt: oh, ach so, ja jetzt versteh ich das.

Als Nicht-Amerikaner kann man dabei natürlich nur mit dem Kopf schütteln. Und das Buch macht unfreiwillig dann doch eine Zukunftsprognose, denn die weitere Entwicklung zwischen dem Zeitpunkt an dem es geschrieben wurde und heute ist ablesbar. Und auch so eingetreten.

Spannend finde ich, dass eines meiner Hauptaugenmerke, nämlich die immer stärker raumgreifende (personalisierte) Werbung eine wesentliche Rolle spielt. Auch bei der Frage wie aus dem freien Internet eines mit wenigen Gatekeepern wurde, die uns und unser Denken lenken und führen.

Das geht dann so weit, dass man plötzlich versteht, warum Youtube keine Propaganda-Videos des IS aktiv herausfiltert und wie viel Geld Terrororganisationen mit Werbung verdienen können – von der „Nachwuchs-Werbung“ mal ganz abgesehen. Ich fühle mich daher nach dem Lesen auch massive bekräftigt, weiter Ad-Blocker einzusetzen, wo ich nur kann und selber, sieht man von Affiliate Links zu Dingen die ich wirklich gekauft habe, keine Werbung zu schalten. Das, was man letztlich damit mitfinanziert ist dann nämlich das oben skizzierte Netzwerk aus Politik und (Werbe-)Wirtschaft, mit einem politischen Einfluss der letztlich nur einer sehr kleinen Gruppe von Menschen dient.

Die dann nicht nur Gesetze nach ihrem Willen schreiben lassen können. Sondern bei denen man gerne auch mal den Eindruck haben kann, sie stünden über dem Gesetz.

Ihr wisst, wie selten ich von Büchern heute wirklich angetan bin. Das hier ist eines dieser Einhörner. Und ich kann es Euch wirklich nur ans Herz legen.

Und am Ende versucht doch mal für Euch die Frage zu beantworten, die das Buch stellt: welche Zukunft wollen wir daraus und von hier an entwickeln?

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