John Wick 4

Als vor fast einem Jahrzehnt „John Wick“ ins Kino kam, war ich ziemlich schnell ziemlich angetan und auch die Teile 2 und 3 gefielen mir. Kein Wunder also, dass ich zum vierten Teil und dem „Finale“ auch wieder ins Kino bin.

Das Erste was mir aufgefallen ist, dass ich den Antagonisten nicht mochte. Der erfüllte zwar eine Reihe von Vorurteilen aber so richtig packend fand ich die Rolle mit Bill Skarsgård besetzt nicht. Im Vergleich zu Keanu Reeves, Laurence Fishburn oder Lance Reddick war er einfach… flach. Eindimensional. Bedeutungslos.

Das Zweite was mir auffiel war, dass die Welt offensichtlich ein Dorf ist. Der meist gesuchte Mensch der Welt reist total unbemerkt zwischen allen Kontinenten, Zeitverzug oder gar – Gott behüte – Jetlag gibt es für den Profikiller nicht. Klar, die Drehorte waren schon ziemlich geil aber trotzdem bleibt die Frage wie John Wick heute in Japan, morgen in den USA und übermorgen in Berlin sein Werk verrichten kann.

Und das Dritte? Wie unlogisch vieles war, um den Film zu rechtfertigen. Eine neue Regel, die „Winston“ aka  Ian McShane schon in Teil 2 hätte raushauen können und damit vielen Menschen das Leben retten können? Ein Radiosender für Gangster? Autofahrer, die einfach weiter fahren, wenn über den Straßen Menschen rennen die sich gegenseitig erschiessen und immer wieder überfahrene Menschen? Menschen in einem Berliner Club die weiter tanzen als wäre nichts, wenn um sie herum Menschen erschossen, enthauptet, Balkone herunter geworfen werden? Ach kommt schon 🙁

Und am Rande? Stundenlange Gefechte und nicht ein Polizist taucht auf? Na klar doch 😉

Lässt man aber all diese kruden Dinge einmal außen vor, ist der Film 3 Stunden pure Unterhaltung. Das liegt weitgehend am Cast, vor allem auch daran, dass Keanu Reeves die meisten Szenen und Stunts selber gedreht hat.

Ja, man sieht in diesem Film sehr deutlich, dass die Stuntmen immer genau so lange „benommen“ sind oder sich aufrappeln, biss Reeves wieder in Position ist. Es entfällt aber jeder Trickserei um zwischen Hauptdarsteller und seinem Double zu switschen. Das tut dem Film gut.

Ebenso lebt der Film von seinen Bildern und der eigentlichen Story-Line. Denn so absurd letztere auch ist, sie wirkt wie ein (sehr gutes) Game, in dem der Protagonist Quests erfüllen muss – und das wird filmisch wirklich sehr gut dargestellt. Besonders toll ist das in einer sehr langen Szene, in der man auf der Draufsicht dem Geschehen folgt. Und was für ein Aufwand dahinter steckte, in dieser Szene z. B. jeden Raum anders zu designen, dass die Zuschauenden niemals die Orientierung verlieren. Ein absoluter (filmischer) Genuss.

Was recht unterhaltsam ist, sind die Anspielungen auf die Matrix-Filme. Womit ich aber nicht gerechnet habe, war die Persiflage der Guardians of the Galaxy. Die schon amüsant war. In dem Kontext übrigens: So farblos der Antagonist ist, so witzig überdreht sind die kleineren Zwischen-Bosses, die unser John auf dem Weg zum End-Boss besiegen muss. I like.

Etwas absurd ist am Ende allerdings, wie viel John im Film an Kugeln, Messern, Schlägen und Tritten einsteckt und wie er am Ende dasitzt. Gleichwohl führt das zu einer wunderschönen Schlussszene, bei der lediglich ein einziger Punkt offen bleibt:

Wenn Du nicht siehst, dass der Protagonist tot ist, ist er es vermutlich nicht.

Und zusammen mit den After-Credit-Szenen drängt sich der Verdacht auf, dass neben den schon bekannten Spin-Offs ein fünfter Teil folgen wird. Und hey, warum nicht? Der Vierte jedenfalls war durchaus gut 🙂

 


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