Die Unvollkommenen

Schon vor einer ganzen Weile hatte ich das ausgesprochene Vergnügen das Buch  „Die Optimierer“ von Theresa Hannig zu lesen. Und jetzt bin ich endlich dazu gekommen, auch das zweite Buch, „Die Unvollkommenen“ zu lesen. Und auch wenn man „Die Unvollkommenen“ eigentlich auch als einzelnes Buch lesen könnte, empfiehlt es sich doch, zuerst „Die Optimierer“ zu lesen.

Denn so kann man sich noch mehr auf ein „Wiedersehen“ mit alten Bekannten freuen und kennt das Setting, in dem wir uns hier bewegen.

Natürlich will ich nicht zu viel spoilern. Aber mir sei der Hinweis gestattet, dass das Buch wie schon das Erste auf zwei Ebenen spielt: Auf der Ebene die jeder sieht, ist es eine unterhaltsame Geschichte, die in einer nicht so fernen Zukunft ihre leicht dystopischen Schatten über Deutschland, Entschuldigung, die BEU legt.

Auf der Ebene darunter schafft es Theresa Hannig eine Reihe von Fragen zu unserer Welt und Gesellschaft aufzuwerfen. Nicht nur in wie weit wir Maschinen vertrauen können und dürfen. Sondern auch hinsichtlich der Frage in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickeln könnten – wie viel Convenience ist zu viel Convenience?

Dabei verläuft die Geschichte nicht so linear, wie man es am Anfang erwarten würde. Oder wie der Klappentext erwarten lässt:

„Bundesrepublik Europa, 2057: Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, Linsen und Chips alles erfasst und gespeichert wird. Menschen und hochentwickelte Roboter sollen Seite an Seite leben. Störenfriede werden weggesperrt. So auch die Systemkritikerin Lila. Als sie im Gefängnis aus einem künstlichen Koma erwacht, stellt sie fest, dass die BEU wird von einer KI regiert. Samson Freitag wird als Gottkönig verehrt und erpresst von den Bürgern optimalkonformes Verhalten. Für Lila steht fest, dass sie Samsons Herrschaft und die Entmündigung der Menschen beenden muss …“

Denn sehr schnell wird klar, dass die Linien die die Gesellschaft unterteilen, längst nicht so geradlinig und eindeutig verlaufen, wie es am Anfang den Anschein hat. Und wie es sich bei binären Entscheidungsbäumen gehört, werden aus zwei Möglichkeiten 4, 16, 256…

Am Ende läuft natürlich alles darauf hinaus, dass unsere Protagonistin Lila eine Entscheidung treffen muss. Welche das ist, dürft Ihr während des Lesens gerne raten. Und dann dürft Ihr so überrascht sein, wie ich es war.

Und fragt Euch am Ende mal: Hättet Ihr Euch auch so entschieden?

Auf jeden Fall ein sehr starkes Buch, dass ich Euch sehr ans Herz legen möchte. Zumal es überraschend viel Inhalt und Gedankenfutter für überraschend wenig Taler bietet.

Und wie gesagt: Falls Ihr „Die Optimierer“ nicht gelesen habt, holt das nach 🙂

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