Ära des Verrats

Anfang Dezember bin ich auf BlueSky rumgesurft und bin dort zufällig auf den Nutzer „s.d.foik“ gestoßen. In seiner Kurzbeschreibung spricht er von einem Buch über die ersten Tage der Maidan-Revolution, ein Thema, dass mich sehr interessiert. Und da es ein „greifbarer“ Autor war und ich Bücher mit Widmung liebe, habe ich ihn mal einfach angeschrieben. Zu meinem Bedauern ist „Die Freiheit in uns“ derzeit nicht im Print erhältlich, sondern nur als eBook. Er bot mir aber an, mir seinen Thriller „Ära des Verrats“ zu schicken. Gesagt, getan.

Mein Konflikt: Ich mag gute Thriller. Aber ich habe ein Problem mit deutschen Autoren und Filmemachern. Das liegt daran, dass ich mit ganz wenigen Ausnahmen kein deutsches Buch und keinen deutschen Film kenne, bei und von dem ich sage: Yes, das ist was!

Ich denke, das solltet Ihr wissen, bevor ich anfange über das Buch „Ära des Verrats“  zu sprechen. Fairness und so. Aber lasst mich die ganze Geschichte erzählen, damit Ihr das richtig einordnen könnt.

Etwas später als geplant, habe ich Neujahr-Morgen angefangen, das Buch auch zu lesen.

Cover des Buches "Ära des Verrats"
Cover des Buches „Ära des Verrats“

Vor kurzem habe ich ja das Buch „Mindf*ck“ eines deutschen Autoren gelesen, dass ebenfalls im Selbstverlag erschienen ist. Einer meiner Kritikpunkte war das Fehlen eines guten Korrektorates. Hier gibt es für S. D. Foik den ersten Pluspunkt, denn in dem Buch sind auffallend wenig Rechtschreib-, Grammatik- und Interpunktionsfehler. Das finde ich sehr angenehm.

Ebenfalls fand ich sehr angenehm, dass der Schreibstil so gut ist, dass sich das Buch flüssig lesen lässt. Nichts hasse ich mehr als Bücher, bei denen das Lesen ständig stockt. Hier gleiten die Augen durch den Text. Zweiter Pluspunkt.

Aber kommen wir zum Inhalt:

Du kennst die Geschichte von Edward Snowden. Aber kennst du auch die Geschichte seiner Jäger?

Hongkong, Juni 2013. Ein amerikanischer Whistleblower taucht in der Stadt unter. Auf seinem Laptop: eine Million Geheimdokumente aus dem Archiv der Geheimdienste, die er an Investigativjournalisten des Guardians weitergeben will.

Der NSA-Agent Corrigan bekommt den Auftrag den Whistleblower zu finden und muss feststellen, dass er es mit einem Profi zu tun hat, der weiß, wie man untertaucht. Eine atemlose Jagd beginnt. Doch Corrigan ist nicht der Einzige, der den Whistleblower finden will – der russische Geheimdienst und die chinesischen Triaden heften sich ebenfalls an seine Fersen.

Wird Corrigan ihnen zuvorkommen und die Veröffentlichung der Dokumente verhindern?

Das Buch hat mich, ehrlich gesagt, überrascht. Ich versuche ja immer, möglichst unvoreingenommen an Bücher heran zu gehen, keine Rezensionen zu lesen und es einfach auf mir wirken zu lassen.

Und dieses fracking Buch wirkt.

Es ist ein wirklich guter Agententhriller, einer der sich nicht hinter Bond oder Bourne verstecken braucht. Und das meine ich durchaus ernst, das Buch ist ganz großes Kino in gedruckt. Die Geschichte ist schnell aber nicht zu schnell, sie ist gewalttätig aber nicht zu gewalttätig, sie ist intelligent aber nicht arrogant. Aber vor allem ist sie spannend, was nicht nur an den Orten und Ereignissen liegt, sondern auch an den liebevoll ausgestalteten Protagonisten und Antagonisten.

Ich habe schon nach wenigen Seiten das Gefühl gehabt, dass ich ein richtig gutes Buch vor mir habe. Spoiler: der Eindruck blieb bis zum Ende erhalten.

Die Story selbst ist auf ihre Art besonders: Hier werden echte Personen, historische Ereignisse und echte Orte mit einer fiktiven Geschichte verbunden und offensichtlich steckt einiges an Recherchearbeit in dem Buch. Und ja, ich habe Namen, Orte und Geschehnisse auf Google und in der Wikipedia gesucht 😉

Das führt auch zu dem einzigen richtigen Kritikpunkt, dass ich Formulierungen gefunden habe, die jene der Quelle ein bisschen zu nah gekommen sind. Ich verstehe aber das Problem, denn wenn z. B. auf Wikipedia steht „Ereignis A trug sich von x bis y zu“, sind die Möglichkeiten, das umformulieren zu können beschränkt. Und Ihr merkt, welche Anstrengungen ich unternehmen musste, überhaupt was zu meckern zu finden. Wenn ich unbedingt meckern will, könnte ich noch über die manchmal zu prototypischen Charaktere, wie den „muskelbepackten, Ex-Footballer, Scharfschützen“ oder den „Hacker mit den Froschaugen“ sprechen. Aber mal ehrlich, eigentlich erwarten wir das ja. Ein Hacker, der als lebenslustiger Ex-Footballer beschrieben wird, wäre vielleicht auch komisch 🙂

S. D. Foik beweist, dass er nicht nur gut recherchieren kann, sondern auch ein Feingefühl und Gespür für internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik hat. Schon wegen der Faktennähe, war das Buch gut zu lesen, aber die Wahrheit ist ja ohnehin oft spannender, als jede Fantasie. Das gilt dann natürlich auch, wenn es um Themen geht, die gerade, durch den Überfall Russlands auf die Ukraine, wieder aktueller denn je sind, wie z. B. das geplatzte Assoziationsabkommen mit der EU.

Das ist auch schon fast das Fazit zu „Ära des Verrats„:

Es ist ein Buch, dass mir super gefallen hat, das mich richtig in die Geschichte rein ziehen konnte und zu den besten Büchern gehört, die der deutsche Markt in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Es ist ein Buch von dem man sich wünscht, dass Amazon oder Netflix eine Serie daraus machen mögen. (Nur bitte kein deutscher Produzent und keine deutschen Schauspieler, das Buch ist zu gut dafür.)

Die Verknüpfung von eigener Geschichte mit historischer Geschichte war schon klasse, aber auch zu sehen, wie viel Mühe sich der Autor mit den Details gegeben hat, war wirklich gut.

Und ich muss zugeben, dass ich vermutlich ab sofort Fanboy von S. D. Foik bin und hoffe sehr, dass es einen zweiten Band rund um die Protagonisten geben wird.

Und wenn das Lesejahr 2025 weitergeht, wie es begonnen hat, wird das ein gutes Jahr 🙂

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