The Stand

Nachdem ich in meinem „King-re-read“ das Buch „Nachtschicht“ beendet hatte, stand ich vor der Frage, ob ich „The Stand – Das letzte Gefecht“ lesen würde.

Die Frage stand deswegen im Raum, weil das Buch zwei Mal erschienen ist. 1978 wurde in den USA, 1984 in Deutschland die erste Fassung veröffentlicht. 1990 dann allerdings veröffentlichte King eine neue „vollständige“ Fassung, die sehr viel umfangreicher war, als die Erste.

Oben: Die „Original-Fassung“ Unten: Die „vollständige Fassung“

Ich habe mich dennoch dafür entschieden, das Buch jetzt einzureichen. Auch, weil es eines der Bücher ist, die mich am meisten geprägt haben – und irgendwie auch im Moment natürlich „aktuell“ scheint. Das macht schon relativ schnell der deutsche Klappentext klar:

In einem entvölkerten Amerika versucht eine Handvoll Überlebende die Zivilisation zu retten. Ihr Gegenspieler ist eine mythische Gestalt, die man den Dunklen Mann nennt, eine Verkörperung des absolut Bösen. In der Wüste Nevada kommt es zum Entscheidungskampf um das Schicksal der Menschheit.

Amerika ist in „The Stand“ entvölkert, weil eine „Grippe“ mit dem Namen „Captain Trips“ die Menschheit ausrottet. Captain Trips ist dabei ein Erreger, der aus einem Militär-Labor entkommt. Mit einer wahnsinnigen Ansteckungsrate und keiner Heilung sterben am Anfang des Buches erst mal ziemlich alle Menschen. Natürlich klingt das entfernt nach COVID-19, was viele Menschen sehr irritiert zur Kenntnis nahmen. So irritiert, dass sich sogar Stephen King zu einer Klarstellung genötigt sah:

Die Krankheit ist auch eigentlich nicht das zentrale Motiv des Buches. Vielmehr ist es der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, der sich in dieser Nachzivilisation den Bann bricht. Der englische Klappentext beschreibt das recht gut:

„First come the days of the virus. Then come the dreams.

Dark dreams that warn of the coming of the dark man. The apostate of death, his worn-down boot heels tramping the night roads. The warlord of the charnel house and Prince of Evil.

His time is at hand. His empire grows in the west and the Apocalypse looms.

When a man crashes his car into a petrol station, he brings with him the foul corpses of his wife and daughter. He dies and it doesn’t take long for the virus which killed him to spread across America and the world.

The Stand ist berühmt für seine Vielzahl von Charakteren, die so vielfältig und vielschichtig sind, wie die Gesellschaft insgesamt. Und auch von der Handlung her ist das Buch extrem außergewöhnlich und ich habe das letztens mit einem Computerspiel verglichen: Dort tauchen Charaktere zu einem definierten Zeitpunkt auf, haben eine Handlung/Bedeutung und verschwinden wieder. Ggf. bis zum nächsten Auftauchen.

In The Stand läuft die Zeit aber unaufhörlich weiter. Das Leben der Protagonisten und Antagonisten schreitet voran und wir sind fremdbestimmt in dem, was wir davon mitbekommen. Wir müssen Lebensabschnitte begleiten, die wir nicht begleiten wollen, während die Handlung der wir folgen möchten, ohne uns statt findet.

Und auch wenn das Böse (Randall Flagg) und das Gute (Mutter Abigail) klar und eindeutig definiert sind – die Grautöne und leisen Zwischentöne machen hier die Musik.

Für viele Menschen ist „The Stand“ das Meisterwerk von Stephen King (gut, die haben dann den Turm nicht gelesen 😉 ) und sie liegen definitiv nicht falsch damit. Denn das Buch fordert die Leserin und den Leser in eine postapokalyptische Welt einzutauchen und die Kontrolle über die dabei zu machenden Erfahrungen abzugeben.

Mit Sicherheit ist das kein Buch, dass man schnell durch hat – schon gar nicht, wenn man die komplette Ausgabe liest. Aber es ist Buch, dass man nie wieder vergessen wird. Und nach dem man sagen wird: „Natürlich ist das kein bisschen mit Corona vergleichbar!!! Obwohl….“

Wer lange und komplexe Geschichten liebt, wer in die Abgründe der Zivilisation schauen will und wer hofft, dass am Ende  bitte das Gute siegen möge, der wird dieses Buch lieben.

 

P.S: Aktuell liest Mel das Buch auch. Ich bin sehr auf ihre Rezension gespannt!

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