Brennen muss Salem

Der zweite richtige Roman von Stephen King ist „Brennen muss Salem“, veröffentlicht  1975 (Amerika), bzw. 1979 (Deutschland). Und dabei handelt es sich um einen doppelten Klassiker: Zum einen ist es ein Roman, von dem eigentlich jede/r schon mal gehört hat. Zum anderen aber ist es eine klassische Vampirgeschichte.

Ben Mears, ein mittelmäßiger Schriftsteller, kehrt nach Jahren in seine Heimatstadt Salem’s Lot zurück. Er interessiert sich auffällig für das Marsten-Haus, das als Spukhaus gilt und seit dem rätselhaften Tod seiner Bewohner im Jahr 1939 leer steht. Von diesem Haus geht eine unheimliche Kraft aus, und bald zeigt sich, wer in Salem?s Lot sein Unwesen treibt: ein Vampir. Ben Mears wagt es mit einigen Helfern, darunter ein alter Mann, eine junge Frau und ein Kind, den Kampf gegen die Macht des Bösen aufzunehmen. Doch dieses Wagnis kostet furchtbare Opfer

Dabei erleben wir zum ersten Mal auch das, was viele Menschen an King lieben – und andere hassen: Die Stadt in der unser Vampir sein Unwesen treibt, ist die klassische Kleinstadt, wie wir sie aus unzähligen späteren Geschichten kennen werden. King nimmt sich die Zeit, uns mit praktisch jedem Einwohner und jeder Einwohnerin, ihren Macken und Gewohnheiten bekannt zu machen. Und die Stadt mit ihren POIs wie Restaurants und Läden so genau zu beschreiben, dass wir in Gedanken über die Main Street laufen und die Menschen grüßen können. Und in dieses Idyll, das schon wegen der dunklen Geheimnisse vieler Einwohner nie eines war, kommt eines Tages das Böse.

Wie so oft bei King ist es aber nicht die Beschreibung von Gore und Splatter, mit der er Spannung erzeugt. Sondern es ist dieses Gefühl, mit dem Zug auf den Abgrund zuzurasen und nicht zu verstehen, warum der Lokomotiv-Führer nicht endlich die Notbremse zieht. Zu wissen, dass das was kommen wird, schlimm wird. Und es nicht verhindern zu können. Im Gegenteil geben wir uns dem Voyeurismus hin und lesen Zeile für Zeile und Seite für Seite, wie die Stadt und ihre Menschen in den Abgrund gerissen werden.

Das King von Stoker inspiriert ist, ist dabei kein Geheimnis. Im Gegenteil, der Meister des Horrors lässt die Einwohner der Stadt in ihrer eigenen Geschichte immer wieder Analogien zu Bram Stokers Drakula ziehen. Was doppelt böse ist. Denn zum einen wissen wir, dass es so ist und was es für sie bedeutet – während sie es noch nicht glauben können. Zum anderen aber eben auch weil den Protagonisten selbst der Untergang früher oder später unvermeidlich erscheint.

Für die Fans des Dunklen Turm verbirgt sich in „Brennen muss Salem“ zudem ein wichtiger Charakter. Dessen offensichtliche Selbstvernichtung in 1975 die Grundlage für seine Widergeburt in 2003 ist, wenn „Wolfsmond veröffentlicht werden wird. Aber ich will nicht vorgreifen, denn bis dahin kommen noch 45 weitere Bücher vom Meister des Horrors 🙂

Kleiner Hinweis: Wer das Hörbuch hören will, sollte darauf achten, dass es die Version ist, die von Jürgen Kluckert gelesen wird. Dessen Stimme alleine kann einem die Gänsehaut über den Rücken laufen lassen…

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