Amerika fällt / America Falls

Gelegentlich erwischt mich ja schon mal ein Buch, mit dem ich nicht gerechnet habe. Dazu gehört „America Falls“, bzw. „America fällt“ von Scott Medbury. Und kaum das ich mich versehe, habe ich nicht nur Buch 1 gelesen, sondern auch 2, 3, 4, 5 und 6. Ups… Und das, nachdem ich eigentlich nur mal kurz in das erste Buch reinschnuppern wollte, weil ich dachte, dass ich auf die xte Auflage von „Weltuntergang, einige junge Menschen überleben, alles wird gut“ keine Lust hätte.

Wobei ich sagen sollte, „gehört“, weil ich die Serie als Hörbücher konsumiert habe – unter anderem auch, weil man bei Audible zwei „Boxen“ mit den Bänden 1 bis 3 und den Bänden 4 bis 6 bekommt, was es deutlich günstiger gemacht hat, als alle 6 Hörbücher einzeln kaufen zu müssen 🙂 Was sich natürlich relativiert, weil ich jetzt vermutlich die Buchbox für’s Regal kaufen werde 😀

Und um was geht es?

Amerika wird angegriffen und ein Virus verwüstet die Bevölkerung, sodass nur Kinder und junge Erwachsene in Sicherheit sind. Wenn Hunderte Millionen Erwachsene sterben, ist das Überleben nur der Anfang für die zurückgelassen …

Isaac Race glaubte, eine neue Familie und ein neues Zuhause gefunden zu haben. Ein neues Leben. Er hat es getan, aber es wird alles weggerissen und Isaac, ein Einzelgänger von Natur aus, ist gezwungen, sich mit einer zerlumpten Gruppe von Überlebenden zusammenzutun, um in den Bergen Zuflucht zu suchen.

Es wird nicht einfach sein, die Invasoren sind nicht die einzigen Gefahren, die in einer plötzlich auf den Kopf gestellten Welt entstehen, und wenn sie überleben wollen, müssen sie einfallsreich und rücksichtslos sein.

Ok. Das klingt jetzt erst mal nach dem klassischen Muster, das wir aus unzähligen aktuellen Geschichten kennen. Die englische Beschreibung verrät etwas mehr, weil wir dort z. B. erfahren, dass es sich um „ein chinesisches Virus“ handelt. Dabei legt der Autor Wert darauf, sich von anderen Büchern abzugrenzen. In der Beschreibung der Hörbücher steht:

„No mazes. No zombies. No games.“

Und worauf das anspielt, dürfte klar sein. Was dort aber stehen könnte wäre „a little bit like „The Stand“ with some influence from „Lord of the Rings“ and a little bit of „The Walking Dead„.

Das meine ich keineswegs negativ, weil die Idee durchaus verfängt. Die Ähnlichkeit zu Herr der Ringe ergibt sich ein bisschen aus der Orientierungslosigkeit, die den Weg unserer Protagonisten prägt. Der Herr der Ringe war übrigens auch Einflussreich auf „The Stand“, bzw. „Das Letzte Gefecht“ und hier erleben wir eine postapokalyptische Welt in der sich die Menschen auch der Frage stellen müssen, welcher Gruppe sie sich anschließen wollen. Den „Guten“ oder den „Bösen“? Tradierte Werte oder hemmungslose Freiheit?

Und bei „The Walking Dead“ sind wir, weil das Muster der Serie, ganz grob ist: Man findet eine sichere Bleibe, dort sieht man sich plötzlich einem mächtigen, vielleicht übermächtigen Gegner gegenüber und muss entscheiden, sich zu verteidigen oder zu fliehen. Und wie in „The Walking Dead“ sind oft die Menschen die gefährlicheren Gegner.

Und das Geschichten schon immer davon lebten, das jemand die Idee des einen aufgriff und sie erweiterte, umbaute, ausschmückte, ist das ein probates Mittel. Und manchmal, so wie hier, ist das Ergebnis überraschend. Denn auch wenn „America Falls“ nicht neues bietet, ist es wie ein leckeres Gericht, dass mit einem geänderten Rezept nicht zwingend besser, aber anders gut schmeckt. Was mir positiv aufgefallen ist:

Die Protagonisten sind keine abgeklärten Erwachsenen. Viele, auf den ersten Blick für den Zuhörer falsche Entscheidungen, sind aus der Sicht von Jugendlichen nachvollziehbar. Und auch z. B. das Zögern einem Menschen das Leben zu nehmen, statt Kids aus der Nachbarschaft zu berechnenden Killer-Maschinen zu machen, mochte ich. Und auch wenn es ein paar kleinere Lovestorys gibt, gibt es keine den Plot beherrschende Liebesgeschichte, an der man die Augen verdrehen würde, nur um festzustellen, dass sie nervt, aber immer noch eine bessere Lovestory als Twilight ist 😉

Meine anfängliche Kritik war der Vorleser der englischen Version, der sich schlecht zu alt anhört um die Geschichte eines jungen Mannes zu erzählen. An der Kritik würde ich auch festhalten, muss aber sagen, dass Adam Barr trotzdem einer der besseren Vorleser ist, die ich bisher hören durfte und mit seiner Stimme viel Emotion transportieren kann.

Das machte es auch so leicht, die Geschichte im Zug, auf dem Sofa oder beim spazieren gehen zu genießen. Weil sie sehr eingängig war und direkt vom Ohr ins Hirn drang. Und das führte dann dazu, dass die Spaziergänge länger und die Zugverspätungen schöner wurden, weil man ja dann hier und da noch ein Kapitel hören konnte.

Übrigens stellt die Geschichte nicht zwingend auf Corona ab. Tatsächlich gibt es, zumindest unter den Aluhüten, Gerüchte, dass verschiedene Nationen an Kampfstoffen arbeiten würden, die es erlauben würden, ganze Länder zu übernehmen, ohne deren Infrastruktur zu zerstören. Woraus ja letztlich auch die Verschwörungstheorie abgeleitet wurde, dass Corona auf einem solchen Virus basieren könnte.

Insgesamt würde ich sagen: Wer Endzeit-Unterhaltung mag, die keine große philosophische Diskussion mit sich bringt und wer die Muße hat, eine Geschichte vor dem inneren Auge einfach passieren zu lassen, ist hier durchaus richtig.

Nachdem ich dann gestern „nur noch eine halbe Stunde länger“ auf dem Sofa blieb, habe ich die 6 Bände jetzt durch. Heute habe ich mit dem 7. Band „Der Wolf“ begonnen. Hier wird aber eine neue Storyline begonnen (ähnlich „Fear the Walking Dead“ geht es zurück an den Anfang der Story), weswegen ich beschlossen habe, schon mal die ersten 6 Bände zu verbloggen. Und wenn ich hier auf die Anzahl der Worte schaue, wird schnell deutlich: Ich mochte sie.

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